Ein schlüssiges Gesamtkonzept muss die Grundlage für die weitere Diskussion über gesteuerte Rückhalteräume an der Donau sein. Darin sind sich Landrat Leo Schrell, Stimmkreisabgeordneter Georg Winter und der Sprecher des Bündnisses „Hochwasserschutz für unsere Heimat“, Bürgermeister Stefan Lenz, einig.
Von den Fachbehörden der Wasserwirtschaft erwarten wir, die Region und die betroffenen Kommunen an der oberen Donau, dass alle alternativen Lösungsmöglichkeiten, die bisher diskutiert und eingebracht wurden, in Betracht gezogen werden. Das gilt auch für die Zwischenbilanz, die in Mertingen durch die einzelnen Gruppen vorgetragen und auch zu Protokoll gebracht wurde.
Die Leistungswirkung der Alternativen, einschließlich Riedstrom, ist zu bilanzieren. Erst dann lässt sich erkennen, ob für ein bisher nicht aufgetretenes „HQ100extrem“ eine Dringlichkeit besteht.
„Konkret bedeutet dies“, so der Initiator des Bündnisses „Hochwasserschutz für unsere Heimat“ Georg Winter, „sowohl die Fachbehörden als auch unsere Kommunen müssen das anpacken, was der Region nützt und dringlich ist.“ Dazu zählen:
1. Verbesserung des Grundschutzes.
2. Intensivierung der Rückhaltemaßnahmen, vor allem an den großen Zuflüssen u.a. der Iller sowie das Staustufenmanagement an der Donau.
3. Weniger Riedstrom durch mehr ökologische Flutungen der Auwälder.
Winter ist sich mit seinem Kollegen Wolfgang Fackler einig, Hochwasserschutz ja aber Wasserrückhaltung dort, wo die Probleme entstehen und vor allem eine gerechte Lastenteilung! Schrell, Winter und Lenz stimmen überein, dass der Landkreis bereits jetzt Vorbildliches leistet!
Die Stadt Dillingen ist mit den möglichen Flutpoldern „Dillingen“, „Steinheim“ und „Bischofswörth“ gleich von drei Planungen auf dem eigenen Gebiet betroffen. Zudem verläuft der Riedstrom über große Bereiche der Dillinger Flur. Oberbürgermeister Frank Kunz betont daher:
„Bei allen weiteren Überlegungen zu Hochwasservorsorgemaßnahmen an der Donau muss dem Schutz der bebauten Gebiete bedingungslos Vorrang eingeräumt werden.“ Dies fordern auch Schrell, Winter und Lenz unisono. Ungeachtet dessen dürfe der Hochwasserschutz für die Region, deren Funktionsfähigkeit erhalten bleiben müsse, nicht außer Acht gelassen werden. Deshalb betont der Landrat, dass anhand der zum 3. regionalen Dialogforum Ende Juli in Mertingen vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth vorgelegten Übersichtspläne deutlich geworden sei, dass in zahlreichen Gemeinden im Landkreis der sogenannte Grundschutz an der Donau bzw. den Donauzuflüssen noch nicht gegeben sei. Dieser soll einen Schutz vor Hochwasser bis zu einem HQ100, einem sogenannten „hundertjährlichen Hochwasser“, sicherstellen. „Der Grundschutz“, so Schrell, „stellt eine wichtige Hochwasservorsorge dar und verfolgt das Ziel, den Schutz von Personen und Sachgütern sicherzustellen sowie Hochwasserschäden so weit möglich zu reduzieren“. Die Herstellung des Grundschutzes wäre demnach vorrangig zu sehen vor einer Diskussion über den Hochwasserschutz im Falle eines über HQ100 hinausgehenden „Extrem-Hochwassers“, dessen Auswirkungen ebenfalls von den Fachleuten zunächst ermittelt werden müssten.
Bürgermeister Stefan Lenz betont, dass die bisherige Diskussion um gesteuerte Rückhalteräume deutlich gemacht habe, dass eine Akzeptanz für Schutzmaßnahmen in der Bevölkerung im Landkreis allenfalls dann erzielt werden könne, wenn alle Möglichkeiten der Rückhaltung an den Zuflüssen ausgeschöpft seien und die Ergebnisse einer umfassenden Bedarfsanalyse vorliegen. „Erst dann kann die Notwendigkeit für gesteuerte Rückhalteräume an der Donau im Landkreis Dillingen belastbar begründet und quantifiziert werden“, sagt Lenz.
Positiv bewerten Winter, Schrell und Lenz, dass in Gesprächen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz u.a. erreicht werden konnte, dass künftig bei allen Überlegungen die Verhältnismäßigkeit zu beachten und technische Hochwasserschutzmaßnahmen unter angemessener Berücksichtigung der existierenden Belastung der betroffenen Städte und Gemeinden sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger zu diskutieren seien.
Landrat Leo Schrell hat deshalb nicht nur beim letzten regionalen Diskussionsforum für das Bündnis „Hochwasserschutz für unsere Heimat“ erneut klar Position bezogen, sondern im Nachgang dazu nochmals gegenüber dem Wasserwirtschaftsamt deutlich gemacht, worauf es im weiteren Prozess ankommt. So fordert Schrell namens des Bündnisses, zunächst sowohl die zugesagte Bedarfsanalyse als auch die Gesamtkonzeption abzuwarten, die Daten und Aussagen zu folgenden Punkten enthalten müssen: mögliche Deichrückverlegungen, optimiertes Staustufenmanagement, ökologische Auwaldflutung, Betrachtung der Nebenflüsse, verstärkte Wirkung des Riedstromes und zusätzliche Retentionsräume an der Iller zwischen Kempten und Neu-Ulm.
„Nachdem der Landkreis Dillingen mit dem Riedstrom bereits Enormes auch zur Entlastung der Unterlieger leistet, müssen wir auch von den Oberliegern eine Entlastung erfahren“, begründen Winter, Schrell und Lenz die erneute Forderung, zusätzlichen Retentionsraum an der Iller, die in der Regel ursächlich für Hochwasserlagen an der Donau sei, näher zu untersuchen.
Dillingen a.d.Donau, 9. August 2016
Peter Hurler, Pressesprecher
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