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Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Dillingen: Aufgeben ist keine Option

Die Hauptamtliche Integrationslotsin des Landratsamtes, Alexandra Bronnhuber, hatte die Ehrenamtlichen der Unterstützergruppe Asyl/Migration Dillingen a.d.D. e.V. zu einem Erfahrungsaustausch in den Sitzungssaal des Landratsamts Dillingen eingeladen. Dabei kamen auch coronabedingte Probleme in der Asylhilfe zur Sprache. 23 Flüchtlingshelfer/ Innen waren unter Einhaltung der Hygieneschutzbestimmungen der Einladung gefolgt. Unter der Leitung von Georg Schrenk, dem Vorsitzenden und Koordinator der Dillinger Ehrenamtlichen fand ein wichtiger Erfahrungsaustausch statt. Nach der Einweisung in die Hygienebestimmungen und Vorstellung der Luca App berichtete jeder Helfer von der aktuellen persönlichen Situation, stellte seine Bereiche der ehrenamtlichen Tätigkeit unter Coronabedingungen dar und nannte Möglichkeiten für zusätzliches Engagement.

Der Austausch mit Geflüchteten und anderen erfolgte in den vergangenen Monaten über Telefongespräche oder Messenger- Dienste, da persönliche Kontakte nur im Notfall möglich waren.

Die meisten Helfer unterstützen im Bereich Gesundheit, der von Arzt- oder Krankenhausbesuchen über die Begleitung in der Schwangerschaft bis hin zur Vermittlung von niederschwelligen therapeutischen Angebote für Flüchtlinge oder professioneller psychologischer oder psychiatrischer Hilfe reicht.

Die Suche nach geeignetem Wohnraum für anerkannte Asylbewerber beschäftigt ebenfalls viele Helfer. Insbesondere größere Wohnungen oder kleine Häuser für Familien mit mehr als zwei Kindern werden gesucht, aufgrund der fehlenden Mobilität bevorzugt in Stadtnähe. Große Wohnungen sind jedoch selten auf dem Mietmarkt zu finden. Georg Schrenk sieht hier die Kommunen mit in der Pflicht. Viele Helfer betreuen Familien, wodurch sie ein weites Betätigungsfeld haben: Von Kindergarten und Schule über Sprachunterricht bis hin zu Formalitäten und Arztterminen oder Behördengängen ist einiges zu erledigen und lastet die Ehrenamtlichen aus.

Auch die Nachhilfe für Geflüchtete in Ausbildung wird immer wieder genannt: Durch Homeschooling fällt es oft erst verspätet auf, wenn jemand im Unterricht den Anschluss verliert. Ursache sind aber auch unzureichende Deutschkenntnisse der Auszubildenden, welche sich durch Distanzunterricht und Kontaktbeschränkungen zusätzlich verschlechtern. Die Ehrenamtlichen sind der Ansicht, dass die Weiterbildungs- aber auch Nachhilfeangebote gerade von jüngeren Geflüchteten noch intensiver genutzt werden sollten.

Die Familienzusammenführung ist bei einer kleineren Gruppe ein Thema, nimmt aber umso mehr Zeit und Erfahrung in Anspruch, da nicht nur mit deutschen Behörden, sondern auch mit Botschaften im In- und Ausland kommuniziert werden muss. Die Helfer haben die Erfahrung gemacht, dass es derzeit zu stark eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten, verlängerter Bearbeitungsdauer, teilweise zu keinem Bearbeitungsfortschritt oder sogar keiner Rückmeldung kommt. Es ist Durchhaltevermögen gefragt, da sich dieser Prozess nach Erfahrung der Helfer über mehrere Jahre hinziehen kann. Oft schaltet sich Georg Schrenk mit ein, da er über die nötigen Erfahrungen und Kontakte verfügt. Er kritisiert die Dauer des Verfahrens zur Familienzusammenführung, die seiner Meinung nach nicht mit dem im Grundgesetz verankerten Schutz von Ehe und Familie oder der UN-Kinderrechtskonvention in Einklang zu bringen sind.

Die Hilfe bei der Passbeschaffung wird ebenfalls oft als Betätigungsfeld genannt. Die Helfer stellten dar, dass die Pflicht zur Beschaffung von Pässen der Herkunftsstaaten für Geflüchtete mit subsidiärem Schutzstatus oft eine Zumutung darstelle. Es wird befürchtet, dass Traumata, die man als behandelt ansah, durch diese Anforderung wieder aufbrechen könnten.

Die Frage, wer zukünftig sein Engagement ausweiten kann, ließ sich leicht beantworten: Vor allem im Bereich der Nachhilfe wollen sich einige zusätzlich oder wieder engagieren. Dies ist jedoch größtenteils an einen vollständigen Impfstatus gegen Covid19 gekoppelt.

Übereinstimmend stellte man fest, dass die hauptamtlichen Stellen für die Flüchtlingsarbeit (Flüchtlings- und Integrationsberatung, TAFF) intensiv genutzt werden sollten. Alle waren sich einig, dass auch nach vier Jahren Aufenthalt die Integration bei weitem noch nicht abgeschlossen sei. Insbesondere die deutsche Sprache sei für eine weitere Integration unabdingbar.

Auf die Frage des Moderators, wie man die weitere Arbeit sieht, kam die einhellige Antwort, trotz aller Widerstände durchzuhalten, damit „wir es wirklich schaffen“.

Mit einem Dank an die Integrationslotsin und der Aufforderung, die Geflüchteten über die Impfung gegen Covid19 aufzuklären sowie Kontakt untereinander zu halten, beendete Georg Schrenk die Veranstaltung.

 

Dillingen a.d.Donau, 04. Mai 2021
Peter Hurler, Pressesprecher