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Der Landkreis Dillingen geht bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners neue Wege

Versuchsweise geht der Landkreis Dillingen bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners neue Wege. So wurden vom Kreisbauhof in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes entlang von Kreisstraßen und Radwegen an verschiedenen Stellen Nisthilfen für Meisen angebracht.

Bereits zu Beginn des Jahres hatte sich die Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen – Linke im Kreistag, Heidi Terpoorten, an den Landrat gewandt und um Prüfung gebeten, wie zukünftig auf den Einsatz von Bioziden bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners verzichtet werden kann. Die nunmehr versuchsweise umgesetzte Variante basiert auf Meldungen verschiedener Kommunen, dass durch die Förderung der Population von Meisen als natürliche Fressfeinde Erfolge bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners (EPS) beobachtet werden konnten. Der Eichenprozessionsspinner ist zwar eine heimische Art, die aber leider ein hohes Risiko für die Gesundheit des Menschen birgt und deshalb in sensiblen Bereichen nicht vorkommen soll. Studien zu konkreten Zahlen, wie viele Raupen des EPS eine Meise tatsächlich frisst, fehlen allerdings bislang. Mit den Nistkästen soll den Meisen als fleißige Schädlingsbekämpfer geeigneter Lebensraum zur Verfügung gestellt werden. Sollte die Aktion erfolgreich sein, wird sie im kommenden Jahr fortgesetzt.

Das Verbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners in Bayern weitet sich seit Jahren erheblich aus. Der Schädling kommt mittlerweile flächendeckend im gesamten Landkreis vor. Das Landratsamt rät deshalb zur Vorsicht. Beim Eichenprozessionsspinner handelt es sich um einen Nachtschmetterling, der von Ende Juli bis Anfang September schwärmt.

Er neigt besonders in Trockenjahren zu Massenvermehrungen, wobei lichte Eichenwälder, Alleen, Bestandsränder und Einzelbäume in warmtrockenen Jahren bevorzugt werden. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) kommt in Bayern an allen Eichen-Arten der Gattung Eiche vor: Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche.

Die älteren Raupen bilden große Gespinstnester an Stämmen und in Astgabelungen. Von hier aus wandern die Raupen aus den hohen Kronen schrittweise zu ihren Fressplätzen, wobei sie Prozessionen in Form von breiten Bändern bilden. Wenn die Raupen etwa Augenhöhe erreichen, ist die Gefährdung des Menschen besonders groß.

Die Raupen tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen.

Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu Asthmaanfällen.

Nicht nur der direkte Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner ist gesundheitsschädlich. Die Gespinstnester können mehrere Jahre als feste Gebilde erhalten bleiben. Somit können die Gifthärchen mehrere Jahre in der Umwelt intakt bleiben. Gesundheitsprobleme können somit auch außerhalb der Raupenperiode auftreten. Die mikroskopisch kleinen Gifthaare können bis zu 200 Meter weit mit dem Wind vertragen werden.

Auch Augen und Haut von z.B. Hunden und Pferden reagieren empfindlich. Über die Aufnahme der Brennhaare mit der Nahrung besteht für Tiere die Gefahr von Magenschleimhautentzündungen.

Vorsichtsmaßnahmen sind:

  • Grundsätzlich die Befallsareale meiden
  • Raupen und Gespinste nicht berühren
  • Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach Kontakt mit Raupenhaaren
  • Kontaminierte Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen
  • Empfindliche Hautbereiche (z.B. Nacken, Hals, Unterarme) durch Kleidung schützen
  • Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester des Eichenprozessionsspinners erkennbar sind
  • Bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen und auf den Kontakt hinweisen.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners stellen insbesondere im Bereich von starkfrequentierten Wegen und Plätzen eine Gesundheitsgefährdung dar. Die jeweiligen Abschnitte werden mit Warnhinweisen markiert. Bei einem starken Befall müssen die Raupennester mechanisch entfernt werden.

Die Abwehr auf privatem Grund liegt in der Verantwortung des Eigentümers. Grundstückseigentümer mit Eichenbestand, die einen Befall vermuten, erhalten auch Rat zur Erkennung und Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bei der zuständigen Gemeinde- und Stadtverwaltung und bei der unteren Naturschutzbehörde.  Ansprechpartner zur Baumbehandlung sind in den Branchentelefonbüchern zu finden.

Das Landratsamt weist ausdrücklich darauf hin, dass die Bekämpfung wegen gesundheitlicher Belastung und spezieller Arbeitstechnik nur von Fachleuten durchzuführen ist.

Umfangreiche Informationen zum Thema sind im Internet verfügbar, z.B. auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege unter https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/umwelteinwirkungen/eichenprozessionsspinner/.

Das Landratsamt rät dazu, von Fällaktionen und Rückschnitten bei Eichen abzusehen. Die Eiche ist eine Wärme liebende heimische Baumart, die vielfältige positive Eigenschaften hat und v.a. in Zeiten des Klimawandels längere Trockenperioden verhältnismäßig gut verkraften kann. Aus Gründen des Natur- und Artenschutzes dürfen Bäume in der freien Natur während der Vegetationsperiode vom 1. März bis 30. September nicht gefällt und Hecken und Gehölze nicht beseitigt werden.

Koordinationsstelle für Standortmeldungen der Eichenprozessionsspinner und Beratung: Landratsamt Dillingen, Herr Fluhry, Tel. 09071/51-182 und Herr Herian, Tel. 09071/51-180. E-Mail: naturschutz@landratsamt.dillingen.de

Grossansicht in neuem Fenster: Eichenprozessionsspinner

Nisthilfen für Meisen sollen künftig einen Biozideinsatz bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners entbehrlich machen. Von der Umsetzung des Versuchsprojekts überzeugte sich Landrat Leo Schrell vor kurzem bei einem Ortstermin an der Kreisstraße zwischen Lutzingen und Deisenhofen. Im Bild von links: Landrat Leo Schrell, Julia Heidtke (Untere Naturschutzbehörde), Manfred Herian (Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege), Winfried Hämmerle und Josef Paulus (Kreisbauhof).

 

Dillingen a.d.Donau, 20. Mai 2021
Peter Hurler, Pressesprecher