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Tag des offenen Denkmals 2022

Am Sonntag, 11. September 2022, findet der diesjährige Tag des offenen Denkmals zum Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ statt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz will damit anregen, sich mit der Geschichte und mit Geschichten rund um Baudenkmale zu beschäftigen.

Baudenkmale sind nicht nur in baufachlicher Sicht Gebäude, die uns die Handwerkskunst und Handwerkstradition vergangener Zeiten bewahren, sondern auch Zeitzeugen vor allem unserer Geschichte, der Erbauer und Bewohner und auch unserer Geschichten vor Ort. Sie dienen dazu unser Bewusstsein für unsere Herkunft und unser Lebensumfeld zu stärken und lassen uns zusätzlich zu unseren Familien in der Heimat verwurzelt sein.

Baudenkmale sind nicht nur Kirchen, Klöster, Schlösser, Amtshäuser oder technische Baudenkmale, sondern auch Gebäude, in denen gemeinschaftliches Leben - wie in Wirtshäusern -  stattgefunden hat oder Gebäude, in denen Bürger, Handwerker, Bauern mit ihren Tieren oder auch Arme und Kranke gelebt haben.

Viele Bestandsgebäude in unseren Städten und Gemeinden oder Dörfern sind nicht in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen, jedoch bergen auch diese für Menschen, die an diesen Orten aufgewachsen sind und dort leben oder wieder zu Besuch sind, Erinnerungen, die mit den Objekten verbunden werden. Erinnerungen wie das erste Fortgehen, der erste Tanz, das Kennenlernen eines Partners oder vieles mehr. Und nicht nur für eine Generation, sondern generationenübergreifend sind diese Erinnerungen vorhanden. Baudenkmale sind deshalb auch Erinnerungsorte an das gemeinsame Zusammenleben, gemeinsame Feste und Bräuche.

Jedoch gibt es auch Baudenkmale und Gebäude, deren Historie vergessen wurde und daher wiedererweckt werden müssen, nicht nur aus geschichtlicher Sicht, sondern auch in ihrer Bausubstanz. Auf den ersten Blick zeigen diese Gebäude nach außen hin manchmal einen verwahrlosten, vermeintlich nicht mehr erhaltenswerten Bestand auf oder sind bereits in einem Maße überformt, so dass deren ursprüngliche Bausubstanz auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist.

Über die Zeit haben die verschiedenen Bewohner und Nutzer ihre Spuren in diesen Gebäuden hinterlassen. Bei durchgeführten Ergänzungen oder Veränderungen wurde meist die Grundstruktur und die Stimmigkeit der Proportionen des Gebäudes erhalten, jedoch kommt es durchaus vor, dass Eingriffe durchgeführt wurden, die so tiefgreifend sind, dass die ursprüngliche Gliederung und Gestaltung des Gebäudes sowohl innen als auch außen nicht mehr sofort ablesbar ist.

Um diese Spuren und Geschichten der Gebäude zu ermitteln und für heutige und zukünftige Generationen wieder erfahrbar zu machen und zu bewahren, gibt es nicht nur Experten wie Bauforscher, Restauratoren, Handwerker, Architekten, Tragwerksplaner, Historiker und Archäologen, sondern auch - und vor allem - Denkmaleigentümer und Denkmalinteressierte, denen daran gelegen ist, diese Zeitzeugen der Geschichte und der Handwerkskunst zu bewahren und zu erhalten.

Fragen, die es bei dieser Spurensuche zu erforschen gibt, sind der Entstehungszeitpunkt des Denkmals, wer hat das Gebäude genutzt, zu welchem Zweck wurde es errichtet, wie wurde es weiterverwendet und welche Spuren wurden hinterlassen. Haben Umbauten stattgefunden und in welchem Maß wurden diese durchgeführt, um das Gebäude an die jeweiligen Erfordernisse anzupassen? Wie stellt sich das Gebäude heute dar und in welchem Umfang kann und ist es denkmalkonform zu ertüchtigen, damit es weiterhin genutzt werden kann und dabei sein Denkmalcharakter und seine Individualität nicht verloren geht.

Daher ist zu Beginn einer Maßnahme an einem Baudenkmal die vorhandene Substanz zu untersuchen, zu dokumentieren und dessen Baugeschichte zu ermitteln. Schäden und vor allem deren Ursachen sind ebenfalls vorher festzustellen. Diese Vorarbeiten bilden zusammen mit einer verformungsgerechten Bauaufnahme bzw. Vermessung des Gebäudes die Grundlagen, um eine denkmalkonforme Instandsetzung durchführen und eine weitere Nutzung planen und umzusetzen zu können. Dabei sind für die Instandsetzung Materialien zu verwenden, die im Einklang mit der historischen Substanz stehen und diese nicht schädigen.

Weitere Aspekte, gerade in heutiger Zeit, die für die Nutzung und Instandsetzung von Baudenkmalen und Bestandsgebäuden sprechen, sind, außer der Erhaltung umweltgerechter und historischer Baumaterialien und das Bewahren von nachhaltigen Konstruktionen, die Schonung von Ressourcen und damit von grauer Energie und die Reduzierung des weiteren Flächenverbrauchs für Neubauten am Rande der Gemeinden.

Die Wiederbelebung von leerstehenden Bestandsgebäuden in den Kernen der Gemeinden würden dazu beitragen, dass diese nicht veröden und dass die gewachsenen Strukturen und die Charaktere der Gemeinden bewahrt werden.

Historische Vereine, Stadtarchive und Gemeindearchive mit ihren vielen amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern und interessierte Laien leisten hervorragende Arbeit vor Ort, damit unsere Erinnerungen und unsere Geschichte bewahrt werden und auch recherchierbar für nachfolgende Generationen sind.

Sichtbare Zeichen hierfür vor Ort sind nicht nur Baudenkmale, sondern auch Bestandsgebäude vergangener Zeiten, die es gilt zu erhalten und für spätere Generationen zu bewahren.

Auch dieses Jahr gibt es die Möglichkeit Denkmale digital unter https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/ zu erleben.

 

 

Dillingen a.d.Donau, 30. August 2022
Peter Hurler, Pressesprecher